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Weiterbildung in technischer Hilfeleistung

Artikel vom 02.10.2023

Mama, was macht die Feuerwehr da? -  Weiterbildung in technischer Hilfeleistung
Am Samstag, den 30.09.2023 blieb der ein oder die andere doch etwas verwundert am Feuerwehrhaus stehen. Nicht nur, dass das Drehen eines Autos auf die Seite bzw. aufs Dach laute Geräusche von sich gibt, so ist es doch auch etwas ungewöhnlich, dass die Feuerwehr ebendieses tut. Die begeisterten Kinder sind in solchen Situationen immer direkt und fragen das, was die Erwachsenen gerne wissen würden, aber sich nicht trauen zu Fragen: „Mama, was macht die Feuerwehr da“.

Ab 8:30 Uhr nahmen fünfzehn Kameradinnen und Kameraden an einem Lehrgang zur technischen Hilfeleistung teil. Der Lehrgang fokussierte das Thema Verkehrsunfälle und wurde von André Weiss (Rescue Training Center) geleitet. André Weiss ist selbst leitender Beamter im Feuerwehrdienst, hat zahlreiche Rettungsleitfäden für Automobilhersteller verfasst und ist seit Jahren in der Ausbildung im Bereich technische Hilfeleistung tätig.

Die Teilnehmenden des Lehrgangs 
Foto: Feuerwehr Reilingen
Die Teilnehmenden des Lehrgangs
Foto: Feuerwehr Reilingen
Eine kleine Auswahl an Ausrüstung zur technischen Hilfeleistung
Foto: Feuerwehr Reilingen
Eine kleine Auswahl an Ausrüstung zur technischen Hilfeleistung
Foto: Feuerwehr Reilingen

Verkehrsunfall? Das ist doch nix Neues…
Die Aussage ist grundsätzlich richtig. Neben der Brandbekämpfung ist die technische Hilfeleistung, zu der Verkehrsunfälle zählen, eine der Hauptaufgaben der Feuerwehr. Für uns Feuerwehrleute sind diese Einsätze ein immer komplexeres Thema. Nicht selten gilt es auf der Anfahrt, Informationen zu den beteiligten Fahrzeugen nachzulesen. Welchen Antrieb hat das Fahrzeug? Wie viele Batterien sind verbaut und wo sitzen diese? Wo dürfen oder können wir überhaupt schneiden und wo keinesfalls?

Die Fahrzeuge unterliegen seit Jahren einem schnellen Wandel. Was gut aussieht oder sich beim Fahren sicher anfühlt, ist bei der Rettung für die Feuerwehr ein möglicherweise sehr großes Problem. Bei Freiwilligen Feuerwehren ist ein Einsatzfahrzeug mitunter 30 Jahre im Einsatz. Gleiches gilt für die Beladung. In kleinen Bereichen können Werkzeuge angepasst werden. Für zusätzliche Werkzeuge ist dagegen kein Platz, da die Fahrzeuge bis ans Limit beladen sind. Wird etwas Neues gebraucht, muss etwas Vorhandenes weichen. Das ist immer ein schmaler Grat und auch ein Grund, weshalb die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges lange Planung erfordert und nie günstig ist. Es gilt ungefähr 25 Jahre vorauszuplanen.

Unsere Autos selbst durchlaufen eine unglaublich schnelle Entwicklung. Ein Fahrzeug aus dem Jahr 2007, dem Jahr der Anschaffung unseres HLF, ist mittlerweile schon fast ein Youngtimer und technisch weit entfernt von Hybrid- oder Elektrofahrzeugen. Ein Fahrzeug mit 2,5 t Gewicht oder mehr, war zur Zeit der Anschaffung unseres LF16, Ende der 90er, ein Lieferwagen oder ein Handwerkerfahrzeug. Heute sind es Fahrzeuge, mit denen den unwegsamen Straßen in der oberrheinischen Tiefebene getrotzt und zielstrebig der nächste Bäcker oder Supermarkt angesteuert wird. Bei einem Verkehrsunfall prallen heute komplett andere Massen aufeinander als noch vor 10 oder 20 Jahren.

Wir verschaffen uns Zugang
Foto: Feuerwehr Reilingen
Wir verschaffen uns Zugang
Foto: Feuerwehr Reilingen
Die Rettung einer
Die Rettung einer "verletzten Person"
Foto: Feuerwehr Reilingen

Der Schieberegler: Schnell vs. Schonend
Sind beim Verkehrsunfall Menschen in den Fahrzeugen eingeklemmt, beginnt die kritische Phase der Aufgabe. Nun liegt es am Notarzt, den Schieberegler: „Schnelle Rettung oder schonende Rettung“ entsprechend zu bewegen und die Anweisungen zu geben. Eine schnelle und schonende Rettung zugleich ist selten bis nie möglich. Im Notfall ordnet der Notarzt eine Crash-Rettung an. Dann gilt es die Person maximal schnell aus dem Fahrzeug zu befreien, ohne etwaige Rücksicht auf die Art und Weise.

Kreativität ist gefragt
Natürlich wissen die Einsatzkräfte, wie sie im Zweifel vorgehen müssen. Dennoch ändern sich Erkenntnisse und, wie bereits erwähnt, die Beschaffenheit der Fahrzeuge. Es schadet nie, sich in einer ruhigen Minute von so erfahrenen Kameraden wie André Weiss, die neuesten Tipps und Tricks zeigen zu lassen. Bei technischer Hilfeleistung ist vor allem eins gefragt: Kreativität.

Gehen wir beispielsweise einige Jahre zurück, war die einhellige Meinung, das Fahrzeug in der aufgefundenen Lage zu stabilisieren und diese unter keinen Umständen zu ändern. Mittlerweile weiß man, dass ein Drehen des Autos von der Seitenlage zurück auf die Räder, nicht die schlechteste Vorgehensweise ist.
Beim Ansetzen der Werkzeuge und beim Durchführen von Schnitten kommen ebenfalls immer wieder neue Erkenntnisse zusammen. Die möglichen Rettungswege, um eine verletzte Person aus einem Fahrzeug zu retten sind mannigfaltig und abhängig davon, in welcher Position diese aus den Fahrzeugen befreit werden müssen.  

Retten einer verletzten Person durch den Kofferraum eines Kombis
Foto: Feuerwehr Reilingen
Retten einer verletzten Person durch den Kofferraum eines Kombis
Foto: Feuerwehr Reilingen
Zugang zum Fahrzueg schaffen
Foto: Feuerwehr Reilingen
Zugang zum Fahrzueg schaffen
Foto: Feuerwehr Reilingen

Ein Teilen von Erkenntnissen und Erfahrung ist in diesem Bereich unabdingbar. Nur durch Übung entsteht Routine und Routine rettet im Einsatz Leben. Denn all das, was wir hier nur kurz beschrieben ist, muss jede Kameradin und jeder Kamerad zu jeder Tages- und Nachtzeit beherrschen. Ein Fehler kann fatale Folgen haben. Verkehrsunfall und Rettung unterscheiden sich bei Freiwilliger und Berufsfeuerwehr nicht. Unfall ist Unfall und Mensch ist Mensch.

Wir bedanken uns bei André Weiss vom Rescue Training Center für den interessanten und lehrreichen Lehrgang. Aufgrund der gebotenen Vorsicht und der wärmeren Temperaturen, haben wir auf die Einsatzjacken verzichtet. Im Ernstfall werden diese natürlich getragen.

Es hat uns sehr gefreut, dass viele Bewohnerinnen und Bewohner immer wieder stehen geblieben sind und uns interessiert zugeschaut haben. An dieser Stelle noch einmal der Hinweis: Die Freiwillige Feuerwehr steht jeder Person offen. Die Ausbildung ist kostenlos, aber nicht umsonst. Die Aktive Wehr trifft sich jeden Dienstag im Gerätehaus. Kommen Sie gerne unverbindlich vorbei und informieren Sie sich.    

Die Teilnehmenden des Lehrgangs mit André Weiss (vorne mitte) kurz vor der wohlverdienten Mittagspause
Foto: Feuerwehr Reilingen
Die Teilnehmenden des Lehrgangs mit André Weiss (vorne mitte) kurz vor der wohlverdienten Mittagspause
Foto: Feuerwehr Reilingen
Schaffen einer großen Öffnung, wenn das Fahrzeug auf dem Dach liegt.
Foto: Feuerwehr Reilingen
Schaffen einer großen Öffnung, wenn das Fahrzeug auf dem Dach liegt.
Foto: Feuerwehr Reilingen