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Feuerwehr, wie geht das eigentlich - oder, was macht ein Schlauchgerätewart?

Artikel vom 13.06.2022

Feuerwehr, wie geht das eigentlich – oder, was macht ein Schlauchgerätewart?
Mit der Serie „Feuerwehr, wie geht das eigentlich?“ möchten wir Euch einen Blick hinter die Kulissen eurer Freiwilligen Feuerwehren geben. Die Beiträge zeigen, was alles im Hintergrund passiert, um 24h am Tag, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr, die Sicherheit für Reilingen im Ehrenamt zu gewährleisten.

Feuer löscht man (meistens) mit Wasser. Das Prinzip ist simple. Wenn Wasser auf die Brandstelle trifft, nimmt es beim Verdampfen eine große Menge Energie auf und kühlt diese somit so weit runter, bis das Feuer irgendwann erlischt, weil die Wärme als Energie fehlt. Aus einem Liter Wasser werden 1.700 liter Wasserdampf.

Im Gegensatz zu Wasser, würden Schaum und Pulver, wie z.B. aus einem Feuerlöscher, das Feuer nicht kühlen, sondern es bedecken und somit den Sauerstoff entziehen, es also im wahrsten Sinne des Wortes ersticken.

An der Einsatzstelle angekommen, werden im Brandfall Schläuche verlegt, um das Wasser dort hin zu transportieren, wo es gebraucht wird – von der Entnahmestelle über das Fahrzeug zum Verteiler bis an die Brandstelle. Wie viel Liter Wasser pro Minute zum Löschen verwendet werden, wird bestimmt durch den Druck der Pumpe, das verwendete Strahlrohr und nicht zuletzt, durch den Schlauch.
Und um genau diesen kümmern sich Michael und Clemens als Schlauchgerätewarte.


Zahlen, Daten und Fakten
Bei kleinen Einsätzen (z.B. Brand eines Mülleimers) kommt meist der so genannte „Schnellangriff“ zum Einsatz. Dieser Schlauch hat einen kleineren Durchmesser und ist auf der einen Seite mit der Pumpe des Fahrzeuges und auf der anderen Seite mit einem Strahlrohr verbunden. Nach Aktivierung durch den Maschinisten, ist dieser sofort einsatzbereit.

Reicht die Wassermenge nicht aus oder wird mehr Schlauchlänge benötigt, wird eine Wasserversorgung aufgebaut.

In „B-Schläuchen“ wird das Wasser von der Entnahmestelle (z.B. Hydrant, Gewässer, Pumpenanschluss auf dem Feld…) zur Fahrzeugpumpe und von dort zum Verteiler geführt. So ein B-Schlauch hat einen Durchmesser von 75mm, wiegt ohne Wasser ca. 11 Kilo und fasst bei einer Länge von 20m, etwas mehr als 88l Wasser – Zum Vergleich, das ist etwas mehr als die Hälft einer Standart-Badewanne. Je nach Strahlrohr und Pumpendruck können damit problemlos 400 bis 800l Wasser pro Minute abgegeben werden. Mit Wasser gefüllt, wiegt so ein Schlauch also an die 100kg.

Foto: Feuerwehr Reilingen
Schläuche mit Prüfsiegel auf der Schlauchkupplung
Foto: Feuerwehr Reilingen
Schläuche mit Prüfsiegel auf der Schlauchkupplung

Für die eigentliche Brandbekämpfung reicht dann im Normalfall eine Nummer kleiner. Und so kommt ab dem Verteiler bis zur Brandstelle meist der C-Schlauch zum Einsatz (Durchmesser 42 bzw. 52mm; Gewicht 7kg; Wasserinhalt bei 20m ca. 48 Liter.) Auch hier wäre eine Abgabe von 200l pro Minute, möglich.

Heute versucht man aber generell mit so wenig Wasser wie möglich zu löschen. Es kommen so genannte Hohlstrahlrohre zum Einsatz, die das Wasser eher „versprühen“, um die Oberfläche des Wassers zu vergrößern den Wasserschaden minimal zu halten und möglichst wenig von der wertvollen Ressource Wasser zu verbrauchen.

Foto: Feuerwehr Reilingen
Hohlstrahlrohr für einen C-Schlauch zur Brandbekämpfung. Die Düse lässt verschiedene Einstellungen, von Sprühnebel bis Vollstrahl, zu
Foto: Feuerwehr Reilingen
Hohlstrahlrohr für einen C-Schlauch zur Brandbekämpfung. Die Düse lässt verschiedene Einstellungen, von Sprühnebel bis Vollstrahl, zu
Foto: Feuerwehr Reilingen
auf dem Fahrzeug verstaute B-Schläuche, je 20 m (oben, hinter grünem Band) und Schlauchtragekörbe (insgesamt 50m C-Schlauch, unten). Diese nimmt der Angriffstrupp als Schlauch zur direkten Brandbekämpfung mit.
Foto: Feuerwehr Reilingen
auf dem Fahrzeug verstaute B-Schläuche, je 20 m (oben, hinter grünem Band) und Schlauchtragekörbe (insgesamt 50m C-Schlauch, unten). Diese nimmt der Angriffstrupp als Schlauch zur direkten Brandbekämpfung mit.

Garten gegen Feuerwehr
Was unterscheidet nun unsere Schläuche vom Gartenschlauch? Zusammengefasst sind es: Durchmesser, Durchflussmenge aber vor allem Druck und Robustheit. Im Einsatz herrscht nach der Pumpe meist ein Druck von 8 bar. Das ist ungefähr das 4-fache des Drucks in eurem Autoreifen. Die Einsatzstelle selbst ist oft unübersichtlich und selten so gut gefegt, wie Eure Gartenwege. Sprich, es liegen Dreck, Scherben, Metallteile und andere spitze Gegenstände im Weg, durch die die Schläuche im Zweifel gelegt oder gezogen werden. Aber vor allem sind sie auch großer Hitze und Feuer ausgesetzt. Ab und an fährt auch mal ein Auto drüber. 

Und nun kommen die Schlauchgerätewarte ins Spiel
Um sicher zu stellen, dass die Schläuche immer einwandfrei funktionieren, werden sie nach jedem Einsatz von den Schlauchgerätewarten geprüfen und gewaschen. Hierzu steht im Keller eine Schlauchwaschanlage zur Verfügung. Beim Prüfen der Dichtheit müssen die Schläuche für mindestens 30 Sekunden einem Druck von 15 bar aushalten. Einmal im Jahr gibt es eine Jahresprüfung, die dann auf der Schlauchkupplung vermerkt wird.

 

Foto: Feuerwehr Reilingen
Michael an der Schlauchwaschanlage in der Werkstatt der Schlauchgerätewarte.
Foto: Feuerwehr Reilingen
Michael an der Schlauchwaschanlage in der Werkstatt der Schlauchgerätewarte.

All das übernehmen ehrenamtlich unsere beiden, dafür ausgebildeten, Schlauchgerätewarte Michael und Clemens, die dieses Amt von Jürgen Oechsler übernommen haben. Insgesamt sind sie für mehrere Kilometer Schlauch zuständig und sorgen dafür, dass für jede Anforderung, sei es Wohnungs-, Wald oder Flächenbrand, genügend Schläuche zur Verfügung stehen. Dank ihnen können wir im Einsatz blind, auf voll funktionsfähige Schläuche vertrauen.

Text: MiG