Feuerwehr Reilingen

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Einsätze

Großbrand auf Deponie

Einsatz vom 16.07.2022

Großbrand bei Recycling-Firma zwischen Hockenheim und Reilingen
 
Schon Minuten vor der Alarmierung waren dicke schwarzen Rauchwolken zu sehen. Somit war uns spätestens bei Alarmierung klar, da kommt etwas Größeres auf uns zu. Dass dieser Bericht nach 21h Dauereinsatz mit ca. 200 Einsatzkräften und mehr als 1,5 Millionen Liter Löschwasser entsteht, konnte aber niemand ahnen - aber der Reihe nach.
 
Feuer droht auf Firmenhalle und Böschung überzugreifen
Auf einer Deponie zwischen Hockenheim und Reilingen, die unseren Hausmüll recycelt und zu Ersatzbrennstoff verarbeitet, brannten zwei aufgeschichtete Haufwerke auf circa 500qm.
 
Da sich die Deponie auf der Gemarkung von Reilingen und Hockenheim befindet und der Brandalarm vor 18 Uhr an einem Werktag ausgelöst wurde, wurden beide Wehren parallel alarmiert. Als erster Kommandant vor Ort übernahm  Markus Piperno, die Einsatzleitung. Schnell waren sich Einsatz- und Abschnittsleitungen einig, hier müssen deutlich mehr Einsatzkräfte vor Ort verfügbar sein. Durch mehrere Hinweise der Bevölkerung wurden die restlichen Wehren im HORAN Verbund, Altlußheim und Neulußheim ebenfalls alarmiert.
 
Die Haufwerke hinter der Firmenhalle brannten lichterloh und das Feuer breitete sich schnell in Richtung Halle aus und drohte, auf diese überzugreifen. Wo Feuer ist, ist auch Hitze. Wer selbst nie bei der Feuerwehr war, kann sich diese Hitze nur schwer vorstellen, aber sie reichte aus, um Teile der Böschung der B39 in Brand zu setzen.
 
Somit war klar, das Feuer musste auch von dieser Seite her bekämpft werden, um die Halle auf dem Firmengelände halten zu können. Diesen Job übernahmen die Kamerad*innen der Feuerwehren Altlußheim und Neulußheim, während Reilingen und Hockenheim ein Übergreifen der Flammen auf die Halle im Innenhof verhinderten.
 
Die B39 und alle Wege rund um die Deponie blieben für mehrere Stunden gesperrt.
 
Einsatz- und Abschnittsleitungen hatten mittlerweile eine Einsatzleitstelle vor Ort eingerichtet, an der alle Informationen zusammenliefen und auch die ersten Presseanfragen beantwortet werden konnten. Es wurden ebenfalls die Warnungen an KatWarn und die Nina App herausgegeben, um die Bevölkerung zu informieren, Türen und Fenster geschlossen zu halten.
 
Sicherstellen der Grundversorgung
Drei Herausforderungen gab es nun für die Einsatzleitung zu meistern: 1) Es wurden weitere Kräfte vor Ort benötigt, um die Löscharbeiten zu unterstützen und Luftmessungen durchzuführen, 2) die anwesenden Einsatzkräfte mussten irgendwann abgelöst werden und 3) die Feuerwehrgerätehäuser im HORAN Gebiet mussten zumindest so weit besetzt werden, dass bei einem parallelen Einsatz der Grundschutz sichergestellt ist.
 
Gerade letzteres ist nicht so einfach wie es klingt. Man kann nicht einfach wahllos von anderen Wehren Fahrzeuge und Einsatzkräfte abziehen, da sonst dort der Grundschutz nicht mehr gewehrleistet ist. Die erste Maßnahme war dann, die Kamerad*innen der Feuerwehr Walldorf mit einem Löschfahrzeug in die Feuerwache in Reilingen auf Bereitschaft zu setzen, da von dort aus viele Punkte im HORAN Gebiet erreichbar waren. Die Feuerwehr aus Ketsch übernahm eine der Nachschichten und so kamen nach und nach über 40 Fahrzeuge an die Einsatzstelle, die teilweise aus Mannheim, Heidelberg, Ladenburg, Dossenheim, Neckargemünd, Walldorf, Wiesloch, Baiertal oder Sinsheim anfuhren.
 
Letztere brachten zusätzliche Atemschutzflaschen an die Einsatzstelle. Viele der Kamerad*innen haben bis zu 4 komplette Flaschen bei den Löscharbeiten über mehrere Stunden verbraucht. Üblicherweise arbeitet eine Einsatzkraft pro Einsatz eine Flasche leer, in Ausnahmefällen zwei. Die Gesamte Feuerausrüstung mit Atemschutzgerät wiegt an die 20kg. Es herrscht Stress, es ist laut und heiß. Ein immenser Kraftaufwand und eine Wahnsinnsleistung der Kameradinnen und Kameraden.
 
Weitere Herausforderungen vor Ort
Waren diese Herausforderungen gemeistert, ging es darum, die Verpflegung für alle zu organisieren. Viele waren seit Stunden, unter schwerer körperlicher Arbeit im Einsatz und es würde eine lange Nacht werden. Diese Aufgabe übernahm die Johanniter Unfallhilfe, wie man es besser nicht machen könnte – Vielen Dank dafür.
 
Gegen 23 Uhr drohte das ansteigende Löschwasser ein Umspannwerk zu erreichen. Dies bedeutete ein sofortiges „Wasser halt“ und den Rückzug aller Kräfte aus dem Löschbereich. Erst als die Anlage durch die Stadtwerke Hockenheim spannungsfrei geschalten und geerdet war, konnten die Löscharbeiten fortgesetzt werden. Da nun auch die komplette Beleuchtung auf dem Gelände ausgefallen war, kam das THW zur Hilfe und leuchtete neben der Feuerwehr die Einsatzstelle aus.
 
Es waren mehrere Kreisbrandmeister sowie die Bürgermeister von Reilingen und Hockenheim vor Ort, um sich jeweils ein Bild der Lage zu verschaffen. Die Polizei hat, neben der Regelung des kompletten Verkehrs um die Einsatzstelle herum, stellenweise die Kommunikation mit der Presse übernommen und uns damit sehr entlastet. Rettungsdienst und Notarzt standen den Einsatzkräften während des ganzen Einsatzes ebenfalls zur Verfügung. Vielen Dank für Eure Hilfe
 
Resümee nach 12h Dauereinsatz
Nach 12h Dauereinsatz, gegen 5:40 Uhr am Samstagmorgen, schätze man die weitere Einsatzdauer vorsichtig auf 3 Stunden. Gegen 6:50 Uhr gab die Polizei die gesperrte B39 wieder frei.
 
Um 12:45 war der letzte Wasserwerfer abgebaut, das Material verräumt und die Einsatzstelle wurde, nach 19 Stunden Dauereinsatz an den Betreiber übergeben. Nun standen nur noch ca. 3h Arbeit an, um alle Autos wieder in den Zustand „einsatzbereit“ zu versetzen. Da durch den Rauch alles kontaminiert war bedeutete dies: Alle Autos komplett ausräumen, Auto und Material putzen, alles einräumen, Fehlendes auffüllen und verräumen.
 
Danke ist fast zu wenig
Auch wenn wir alle dies ehrenamtlich machen, ist es trotzdem unsere Aufgabe. Als Feuerwehrfrau bzw. Feuerwehrmann freuen wir uns sehr über ein Danke. Die Anerkennung aus der Bevölkerung war sehr groß. Viele haben uns über die sozialen Medien oder persönlich gedankt. Die Metzgerei Ehehalt hat uns ein Frühstück spendiert und die Pizzeria alla Tony hat uns mit Pizza versorgt. Wir wissen das sehr zu schätzen und sind ein bisschen überwältigt, ob der Anerkennung für unsere Arbeit.
 
Aber auch allen Kameradinnen und Kameraden der anderen Wehren gilt unser Dank. Und Danke ist hier fast noch zu wenig. Es kommen weit über 100 Menschen zusammen, um unter immensen Zeitdruck ein Problem zu lösen, das sie nicht kannten.
 
Kommandant Piperno fasst es passend zusammen: „Egal wo und wie viele Einsatzkräfte zusammenkommen, egal, ob Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei oder THW: es geht sofort Hand in Hand; Alle ziehen an einem Strang. Egal um welche Uhrzeit. Wir brauchen keine Meetings oder Sonstiges. Das ist jedes Mal wieder überwältigend, aber viele wissen leider immer noch nicht, was da im Hintergrund alles passiert. Wie wir für Budget und vor allem um Helfer kämpfen müssen. Wie schwer es manchmal offensichtlich fällt, eine Rettungsgasse zu bilden oder sein Auto nicht im Parkverbot abzustellen und die Durchfahrt zu blockieren. Aber bei solchen Einsätzen sehe ich dann immer, dass es alle Anstrengungen wert ist. Diese Zusammenarbeit ist großartig. “
 
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Bei dem Einsatz kamen keine Personen zu schaden. Wir mussten lediglich ein paar verirrte Rennradfahrer, die offenbar den Sinn einer Absperrung nicht verstanden, wieder auf den richtigen Weg bringen. Die Ermittlungen der Brandursache dauern an.
 
Text: MGR